Familien sind oft entzweit,
die Gründe meist ganz unerheblich.
Es herrschen Frust und Einsamkeit,
der kleinste Schritt scheint oft vergeblich.
An Weihnachten wird dann versucht,
so vieles nachzuholen.
Die liebe Sippe wird besucht,
man sitzt dort wie auf Kohlen.
Viel Höflichkeit statt Herzlichkeit,
manch‘ Lächeln wirkt erzwungen.
Und doch wird in der stillen Zeit
von Lieb‘ und Freud‘ gesungen.
Geschenke werden ausgetauscht,
die nicht von Herzen kommen.
Die Freude wirkt so aufgebauscht,
die Stimmung ist beklommen.
Anstatt zu reden wird gelogen,
wie schön doch alles sei.
Die Wahrheit wird zurecht gebogen
aus Lügen schwer wie Blei.
Vielleicht jedoch ist dies Gedicht
ein wenig übertrieben?
Doch wem es aus dem Herzen spricht,
dem hab ich‘s aufgeschrieben.
Die Lösung kann so einfach sein,
nicht nur zur Weihnachtszeit:
Bewahrt nicht nur den schönen Schein,
begrabt Familienstreit.
Wenn jeder sagt, was er auch denkt
und hört, was andre sagen,
wird jeder von uns reich beschenkt
nicht nur an Weihnachtstagen.
© Birgit Kordelle Dezember 2017